Spannende und überraschende Relationen zwischen Unterricht und Erziehung sowie dem Garten traten bei der Begrüßung der neuen Studienreferendarinnen und Studienreferendare durch die Rheiderländer Autorin Katrin de Vries zu Tage. Die Schriftstellerin schilderte, wie ein veränderter Umgang mit ihrem Garten ihre Sicht auf die Dinge und das Leben änderte.
Katrin de Vries erwarb eine Tugend der Offenheit als eine gegenüber dem Lebendigen grundsätzliche Haltung, die sie um die Fähigkeit erweiterte, „nicht allzu schnell zu bewerten.“ Keine einfache Haltung. Sie verdeutlichte, dass es der wiederholten Übung bedarf, beim „Hinschauen zu bleiben und die fast zwangsläufige Einteilung in hässlich oder schön, gut oder schlecht erst einmal zu unterlassen.“
Schnell wurden im Gespräch mit der Autorin die Ähnlichkeiten zwischen dem Handeln einer Lehrkraft und einer Gärtnerin sichtbar. Diskutiert wurde die notwendige Vielfalt im Boden wie im Klassenraum, die das Wachstum fördert, während eine Monokultur Wachstum einschränkt, wenn nicht sogar unmöglich macht. Am Beispiel der „Erziehung der Obstbäume“ durch ein gezieltes und kluges Beschneiden besprachen Katrin de Vries und die jungen Lehrkräfte den Unterschied zwischen „Beschneiden“, durch das alle benachbarten Pflanzen ans Licht kommen und keine im Schatten bleibt sowie „Beschnitten“, nach dem alle Pflanzen gnadenlos einkürzt sind. Ähnliches gilt für die Erziehung der Kinder und Jugendlichen in der Schule, die durchaus durch ihre Lehrkräfte zwar eine fördernde Erziehung erfahren, aber keine radikalen Einschränkungen und Einschnitte erleiden sollen.
Wie schwierig es ist, seine guten Vorsätze umzusetzen, sei es im Garten, sei es in der Schule, sprach Katrin de Vries ebenfalls an: „Das Wissen ist weiter, als man selber handeln kann.“ Durch die Tugend der Offenheit und die Bereitschaft eines nicht wertenden Hinschauens kann es indes gelingen, mehr von seinem Wissen in die Tat umzusetzen. (PT)