Auf den Hügeln Lissabons war nicht nur der Ausblick bemerkenswert, auch der Einblick in das Schulleben Portugals. Die diesjährige Europa-Exkursion führte 36 Auszubildende und Fachleitungen des Studienseminars Leer in den Westen der iberischen Halbinsel. Auf dem Programm standen nicht nur Schulbesuche und Gespräche zur Lehrkräfteausbildung sowie zu den deutsch-portugiesischen Beziehungen.
Architektonisch auffällig ist die Escola Secundária de Camões, deren Gebäude durchdacht auf mehreren Ebenen angelegt ist und lichtdurchflutet Lernen ansprechend macht. Mitten in der Stadt bietet die Schule viel Platz – für Sport, Kunst, Europa-Projekte und vieles mehr. Während einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Studienseminar präsentierten Schülerinnen und Schüler ihre Schule und Projekte rhetorisch eindrucksvoll und kamen mit den Seminarangehörigen ins Gespräch über die Frage, was eine gute Lehrkraft ausmacht. Zudem gab es Gelegenheit für die Referendarinnen und Referendare und Fachleitungen, sich fachbezogen und fächerübergreifend an konkreten Beispielen über Klassenarbeiten und Klausuren auszutauschen.
Beim Schulbesuch in der Deutschen Schule in Lissabon ging es unter anderem um das Profil der zweitältesten deutschen Auslandsschule, das Auslandsschulwesen und das Auswahlverfahren dafür sowie die Besonderheiten der Schülerschaft vor Ort. Ein weiteres Thema war der Zweit- bzw. Fremdsprachenunterricht im Fach Deutsch und der sprachsensible Unterricht in den anderen Unterrichtsfächern. Portugiesischen Schülerinnen und Schülern gelingt es hier immer wieder, Spitzenleistungen im deutschen Abitur zu erreichen, obwohl sie die deutsche Sprache erst an der Schule lernen.
Die Escola Secundária Maria Amália Vaz de Carvalho öffnete ihre Türen für Unterrichtsbesuche der Delegation aus Leer und ermöglichte so einen intensiven Austausch über die Beobachtungen vor Ort, Gelingensbedingungen für guten Unterricht und Haltungen der Schülerinnen und Schüler in Schul- und Bildungsfragen. Auch hier stellten Schülerinnen und Schüler in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Studienseminar engagiert ihre Schule, ihren Schulalltag und Besonderheiten vor.
Neben den Schulbesuchen informierten sich die Lehrkräfte aus Ostfriesland bei einem Informationsgespräch mit der Deutschen Botschaft über die deutsch-portugiesischen Beziehungen und die Aufgaben der Auslandsvertretungen. Auf dem Programm stand außerdem ein Gespräch zur Lehrkräfteausbildung im Institut für Erziehungswissenschaften der Universität von Lissabon.
An den Schulen und in weiteren Informationsgesprächen vor Ort kamen die schwierigen Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte in Portugal zur Sprache, die in den vergangenen Wochen immer wieder zu Streiks führten. Ein Hauptanliegen der Pädagoginnen und Pädagogen ist eine bessere Entlohnung. Aber auch die Tatsache, dass viele Lehrkräfte an verschiedenen Schulen jeweils in Teilzeit arbeiten, wurde als Problem angesprochen.
Abgerundet wurde die aus Mitteln des EU-Bildungsprogramms Erasmus+ finanzierte Exkursion unter Leitung von Melanie Rolfes und Stefan Ulrichs durch Kultur- und Bildungsangebote sowie Gemeinschaftsaktivitäten, etwa Stadtführungen zu unterschiedlichen Themen, Bootsfahrten und Museumsbesuche. (RED)
Fotos: Ulrichs