Am Ende waren sich Referendare und Fachleiter einig: Die Europa-Tagung des Studienseminars Leer in Slowenien hat den eigenen Horizont deutlich erweitert - mit Blick auf das Bildungswesen, die Kultur, die Politik, die Wirtschaft und nicht zuletzt die Landschaft des Zwei-Millionen-Einwohner-Landes südlich von Österreich.
Vom 1. bis zum 6. Mai besuchten Referendare der Kurse 09-15 und 02-16 mit ihren Ausbildern die Hauptstadt Sloweniens, Ljubljana. Auf dem Programm standen unter anderem Hospitationen in Schulen sowie Informationsbesuche bei der Rundfunkanstalt RTV Slovenija, im Außenministerium und im Goethe-Institut sowie eine Fahrt in die Julischen Alpen.
Von der Bildungsqualität konnten sich die Teilnehmer an drei Schulen in Ljubljana vielfach überzeugen. Besucht wurde das Gimnazija Jožeta Plečnika, das Gimnazija Bežigrad und das Škofijska klasična Gimnazija. Besonders beeindruckend sind das Fremdsprachenniveau und überhaupt die Sprachenvielfalt, die Bedeutung von Anspruch und Genauigkeit in der Sache, die Aufgeschlossenheit sowie die erkennbar hohe Motiviertheit der Lehrerinnen und Lehrer wie der Schülerinnen und Schüler. Das deutliche Bestreben, für die Zeit nach der Schule gerüstet zu werden und gerüstet zu sein, ist bestimmend für Lern- und Schulkultur, in der Lebensweltbezug und Lebenszugewandtheit überall sichtbar Berücksichtigung finden.
Neben den Schulbesuchen boten drei Informationsgespräche einen vertieften Einblick in aktuelle Fragestellungen Sloweniens.
Der Chefredakteur und Moderator der Sendung „Globus“ von RTV Slovenija, Igor Jurič, verdeutlichte die Rolle Sloweniens bei der „europäischen Lösung“ der Flüchtlingsfrage. Ebenso informierte er über die Arbeit beim Fernsehen unter finanziell stark eingeschränkten Bedingungen.
Gewissermaßen als Delegation ihres Landes empfing Botschafter Prof. Dr. Milan Jazbec vom slowenischen Außenministerium die deutschen Gäste. Er und zwei Mitarbeiter referierten über die slowenische Wirtschaft und die Stellung Sloweniens in Europa. Gegenstand des Informationsaustauschs waren zudem die europäisch-türkischen Beziehungen und ihre Entwicklung im Hinblick auf die besonderen Herausforderungen im Nahen und Mittleren Osten.
Der Leiter des Goethe-Instituts Ljubljana, Uwe Reissig, stellte die Aufgaben der in der ganzen Welt bestehenden Einrichtungen und insbesondere des Goethe-Instituts in Slowenien dar.
Bei allen Besuchen herrschten Gastfreundlichkeit und Offenheit und zugleich eine spürbare Verbundenheit angesichts der nicht nur europäischen, sondern weltweiten Probleme.
Nicht zu kurz kam während der Fahrt der Blick in das Land und seine Hauptstadt: Eine ganztägige Fahrt in die Julischen Alpen mit Wanderung durch die Vintgar-Schlucht, die Umrundung des Bleder Sees und der Besuch von Burg und Ort Bled gehörten dazu wie auch die facettenreiche Wahrnehmung der Stadt Ljubljana samt Stadtrundgang, Besichtigung des Burgbergs und Bewunderung der zahlreichen Jugendstilbauten des berühmten slowenischen Architekten Jože Plečnik.
Slowenien ist seit Erklärung der Unabhängigkeit im Jahr 1991 mit einem nun 25-jährigen Bestehen einer der jüngeren Staaten Europas. Es ist ein hinsichtlich Natur und Kultur überaus reiches und vielfältiges Land, das sich auf besondere Weise durch sein geschichtliches Erbe und durch seine Verbundenheit mit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Europas auszeichnet, was für die eigene Identität von außerordentlicher Bedeutsamkeit ist. Zudem ist sich das Land darüber bewusst, dass dem Bildungswesen und dem Bildungsstand für die Zukunftsfähigkeit ein hoher Rang zukommt. All dies trug im Studienseminar Leer maßgeblich dazu bei, sich für Slowenien als Ziel der diesjährigen Europa-Tagung zu entscheiden.
Es war wohl auch die anregende Atmosphäre, die zu einem bemerkenswerten Gemeinschaftsgeist der Besuchsgruppe beitrug. Und um eine vorher nicht erwartete Horizonterweiterung bereichert kehrte sie nach Hause zurück. Zugleich sah sie sich durch die Eindrücke und Begegnungen während des Aufenthalts in einem anderen Land darin bestärkt, einer beruflichen Aufgabe mit einer kulturellen, sozialen und politischen Verantwortung nachzugehen. (SJ/RED)