In der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte Papenburg fand vom 25. bis zum 28. September 2013 das Sprachenturnier des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen statt. 62 Jugendliche aus ganz Deutschland hatten sich als beste von 7500, die im Wettbewerb gestartet waren, für die Endrunde qualifiziert. Siegerin wurde Laura Willems aus Limburg.
Bernhard Sicking, Leiter des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen, würdigte in Anwesenheit von Roswitha Strickstrack-Garcia, der Landesbeauftragten Niedersachsens, das exzellente sprachliche Können: „Die Finalisten haben einen Wettbewerb auf außerordentlich hohem Niveau geboten und die Jury mit herausragenden Leistungen beeindruckt.“
Zur Jury gehörten Studiendirektorin Frauke Thees (Latein) und Studienreferendarin Britta Nolte (Englisch) vom Studienseminar Leer. Ebenso waren angehende Lehrkräfte aus dem Studienseminar Leer, die sich im Bereich Begabtenförderung engagieren, als Gäste zum Turnier eingeladen. (SJ)
Vom 25.-28. September 2013 erhielt ich kurzfristig die Möglichkeit, als Jurorin im Fach Englisch am 15. Sprachenturnier des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen in Papenburg teilzunehmen.
Beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen stellen jedes Jahr sprachbegabte Schülerinnen und Schüler ihr Können unter Beweis. Die besten von ihnen dürfen dann mit zwei Sprachen beim Finale, dem Sprachenturnier, antreten.
So traf ich am 25. September auf 62 sprachbegabte und hoch motivierte Jugendliche aus den Schuljahrgängen 9 bis 11 aus ganz Deutschland, die nicht nur in Englisch, Französisch und Latein, sondern auch in Spanisch, Italienisch, Altgriechisch, Niederländisch und Polnisch antraten.
Der erste Blick aufs Programm war überraschend: Die Wörter Heu, Rap und Reiz dürften zwar allen bekannt sein, und Spunk kennt man vielleicht noch von Pippi Langstrumpf oder als dänische Lakritzmarke, aber was all diese Wörter mit Prüfungsformaten beim Sprachenturnier zu tun haben sollten, war mir dann doch nicht klar. Doch das sollte sich schnell ändern…
Nach einer offiziellen Eröffnung und einer Einführung über Präsentieren und Theaterspielen ging es um 19.30 Uhr schon los mit dem ersten Teil der HEU-Aufgabe: Hören Einprägen Umsetzen. Es gab eine Einführung ins Plautdietsche, welches vorwiegend von westpreußischen Mennoniten gesprochen wurde und durch Emigration z.B. nach Kanada und Paraguay gelangt ist. Dort wird es noch heute gesprochen. Neben der Geschichte des Plautdietschen und der Mennoniten wurden aber auch Phänomene wie Lautverschiebungen, Diphthongierung und Palatalisierung besprochen und anhand von Beispielen aus dem Plautdietschen, Niederdeutschen, Hochdeutschen, Holländischen und Englischen verdeutlicht.
Nach dieser Einführung war der Tag noch nicht zu Ende, denn es gab noch ein Treffen in den Theatergruppen. Da beim Sprachenturnier auch das Miteinander eine wichtige Rolle spielt, waren alle Teilnehmer in Kleingruppen mit verschiedenen Sprachen eingeteilt, um gemeinsam ein kleines Theaterstück zu kreieren und einzuüben.
Der Donnerstagmorgen startete mit einem Ausflug zur Meyer-Werft (nur die Lateiner mussten ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Übersetzen, nachgehen und konnten leider nicht mit), wo die Teilnehmer über die Geschichte der Werft und die Arbeitsprozesse informiert wurden. Der Besuch war die Grundlage für die folgende RAP-Aufgabe: Recherchieren, Aufbereiten, Präsentieren. Zurück in der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte hatten die Jugendlichen ca. 2,5 Stunden Zeit, einen Vortrag von 5 Minuten und ein Poster vorzubereiten. Dann folgten die Präsentationen und anschließend ein etwa 5-minütiges Gespräch mit dem Prüfling.
Später am Nachmittag folgte der zweiten Teil der HEU-Aufgabe. Eine Geschichte auf Plautdietsch wurde zunächst zweimal vorgelesen und im Anschluss mussten die Teilnehmer in ihrer ersten Wettbewerbssprache einen Brief an einen Freund verfassen. Darin schrieben sie, was sie über das Plautdietsche gelernt hatten und was sie von der Geschichte verstanden hatten.
Auch an diesem Abend war nicht früh Schluss. Es folgte noch die SPUNK-Aufgabe: Sprache untersuchen + kombinieren. Bei dieser Linguistikaufgabe musste die Amazonassprache Karitiana untersucht und analysiert werden. Hier galt es, nicht nur zwei Schriftsysteme miteinander zu vergleichen, sondern auch Sätze aus Karitiana ins Deutsche und aus dem Deutschen in Karitiana zu übersetzen sowie die Negation herauszuarbeiten. Während ein Großteil der Jury nach anfänglichem Enthusiasmus schwächelte, liefen die Kandidaten zur Höchstform auf und kamen innerhalb von 60 Minuten zu beeindruckenden Ergebnissen.
Auch wenn das offizielle Programm nach der Linguistikaufgabe vorbei war, probten viele Teilnehmer noch bis in die Nacht für ihre Theateraufführung am kommenden Tag.
Der Freitagmorgen begann aber zunächst mit der REIZ-Aufgabe: Reden über Erlesenes in der Zweitsprache. Die Teilnehmer hatten für ihre Sprache je zwei Werke zur Auswahl, über die sie dann von der Jury in einem Gespräch geprüft wurden. Zudem bekamen wir Besuch von einigen Referendaren aus dem Studienseminar Leer und Lehrkräften, die sich im Bereich Begabtenförderung engagieren. So entstand ein reger Austausch zwischen Besuchern, Verantwortlichen und Teilnehmern, von dem alle Seiten profitieren konnten.
Am Nachmittag folgte das große Finale, in dem die einzelnen Theatergruppen ihre Stücke präsentierten. Die Teilnehmer wurden sowohl in ihrer Sprache als auch für die spielerische Gesamtleistung bewertet. Innerhalb von 5 Minuten präsentierten die einzelnen Gruppen teils lustige, teils zum Nachdenken anregende multilinguale Theaterstücke. Sie überzeugten durch ihr sprachliches Können, ihre Kreativität und ihren Zusammenhalt – ein durchaus gelungener Höhepunkt zum Abschluss. Am letzten Abend konnten dann alle einmal durchatmen, bevor am Samstagmorgen die Preisverleihung mit Spannung erwartet wurde.
Die Punktzahlen der Teilnehmer lagen eng beieinander, aber mit hoher Punktzahl setzte sich doch eine Siegerin ab: Laura Willems aus Limburg gewann in ihren Sprachen Französisch und Englisch klar den Wettbewerb. Sie durfte sich somit über ein Preisgeld von 500 € und die Teilnahme an einem Seminar im International Student Leadership Institute freuen. Die 15 besten Teilnehmer wurden mit verschiedenen Geldpreisen, ISLI-Teilnahmen und Auszeichnungen belohnt. Jeder Teilnehmer wurde mit einer Urkunde geehrt und erhielt gebührenden Applaus. Egal welche Plätze die Teilnehmer erzielten, vor ihren Leistungen ist eindeutig der Hut zu ziehen, und letztendlich standen die Freude an Sprachen, das gemeinsame Erlebnis und die Erfahrung, wie viel man sprachlich bewältigen kann, im Vordergrund.
Dies wird auch durch die Rückmeldung einer Schülerin deutlich. Sie schrieb: „Angekommen und vor allem ausgeschlafen wollte ich mich nun bei Ihnen melden, um Ihnen und allen, die irgendetwas mit dem Bundeswettbewerb Fremdsprachen zu tun haben, ganz herzlich dafür zu danken. Die Erfahrungen, die ich in den vergangenen zwei Jahren hier sammeln durfte, gehören zu den wichtigsten meines Lebens und haben mich auf verschiedenste Art und Weise vorangebracht und mir viele neue Horizonte und Möglichkeiten eröffnet … Vor allem aber wurde ich darin bestärkt, meine Talente zu pflegen, auszubauen und vielleicht sogar in meine spätere Berufswahl einzubringen.“
Das Sprachenturnier war jedoch nicht nur für die 62 Teilnehmer, sondern auch für die ca. 40-köpfige Jury inklusive mir als Sprachenliebhaberin ein unvergessliches Erlebnis. Ich hoffe, dass wir den Bundeswettbewerb Fremdsprachen (www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de) zukünftig an unseren Schulen deutlicher publik machen, um so mehr interessierte und talentierte Jugendliche zu entdecken und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Begabungen auszuleben und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.